Mobile TierärztInnen

mobile TierärztInnen

Slimmy hat ja mittlerweile schon mehrfach „Besuch“ von mobilen TierärztInnen bekommen. Als ich davon – in den sozialen Medien – berichtet habe, kam eine ganze Palette von Reaktionen, die genau meine Überlegungen vor dem ersten Termin widergespiegelt haben: Bedeuten mobile TierärztInnen mehr oder weniger Stress für das Tier? Was können die eigentlich wirklich alles zuhause leisten? Ist das viel teurer als in der „normalen“ Praxis?

Mobile TierärztInnen – Vor- und Nachteile

Der Stressfaktor

Für viele Katzen (und deren Menschen) ist es bereits sehr stressig, in eine Transportbox „verfrachtet“ zu werden. Dann noch die Autofahrt, die Wartezeit im (möglicherweise überfüllten) Wartezimmer… Das kann ordentlich Stress bedeuten.

Kommt der Tierarzt/die Tierärztin stattdessen nachhause, fallen diese Stressfaktoren weg, allerdings gibt es viele Katzen, für die schon „normaler“ Besuch (sehr) unangenehm ist. Wenn sich dann auch noch herausstellt, dass das kein „Besuch“, sondern eine tierärztliche Untersuchung/Behandlung ist, kann das für das Tier durchaus auch eine negative Erfahrung sein.

Daher gilt grundsätzlich abzuwägen: Was ist für meine Katze (vermutlich) stressiger: Transportbox, Autofahrt, Wartezimmer? Oder die Verknüpfung des eigentlich sicheren Zuhauses mit einer tierärztlichen Behandlung?

Die Behandlungsmöglichkeiten

Es ist natürlich klar, dass mobile TierärztInnen keine vollständige Praxisausstattung mit in die eigene Wohnung bringen können. Allerdings gibt es ja auch bei „normalen“ Praxen durchaus enorme Unterschiede hinsichtlich der Ausstattung. 

Es ist also empfehlenswert, sich vorab zu informieren, welche Behandlungs- und Diagnostikmöglichkeiten bei einem Hausbesuch zur Verfügung stehen. Kann nur z. B. ein tragbares Ultraschallgerät mitgebracht werden? Auf welches Netzwerk kann zurückgegriffen werden, wenn etwa eine OP oder eine stationäre Unterbringung nötig ist? Gibt es ein „hauseigenes“ Labor oder müssen alle Proben in externe Labore eingeschickt werden?

Letztlich sind das aber alles Fragen, die man sich auch in Bezug auf eine stationäre Praxis stellen sollte. Nur ein Beispiel zur Verdeutlichung – weil es sich leider um ein sehr häufiges Problem handelt: Wenn die Katze Probleme mit den Zähnen hat, dann ist jede Praxis ungeeignet, die kein Dentalröntgen anbieten kann.  Und dann ist es auch völlig egal, wie viele TierärztInnen einem nach einem einfachen Blick ins Mäulchen/auf die Zähne erklären, dass da eh nichts ist. Ohne Dentalröntgen kann niemand FORL ausschließen, wie etwa auch der bekannte, in den sozialen Medien „umtriebige“ Tierarzt Dr. Rückert nicht müde wird zu betonen.

Der Kostenfaktor

Zusätzlich zu den normalen Kosten ist bei einem „Hausbesuch“ eine Anfahrtspauschale einzurechnen. Wie hoch diese genau ist, kann natürlich sehr unterschiedlich ausfallen und ist sicherlich auch davon abhängig, wie weit man selbst vom „Kerngebiet“ des jeweiligen „Anbieters“ entfernt wohnt. Zum Beispiel gibt es hier bei uns in Graz aktuell zwei mobile Tierarztservices, die auch nach Graz Umgebung kommen, dafür aber eben eine entsprechend höhere Anfahrtspauschale berechnen.

Ob die Behandlung darüber hinaus teurer ist, lässt sich nicht pauschal sagen. In Deutschland gibt es ja schon deutliche Unterschiede in verschiedenen Praxen, je nachdem, nach welchem GOT-Satz abgerechnet wird, hier bei uns in Österreich kann ohnehin jede Tierarztpraxis die Preise selbst festlegen.

Vorteile für den Menschen

Zum Schluss möchte ich noch zwei Faktoren ansprechen, die vor allem für uns Menschen ein klarer Vorteil sein können.

Zum einen der Zeitfaktor.  Ganz ehrlich, es macht schon einen enormen Unterschied, ob man irgendwohin fahren und dann in einem Wartezimmer sitzen muss, oder ob man zuhause auf ein mobiles Team wartet, während man alltägliche Dinge erledigen kann.

Für all diejenigen die – wie ich – kein Auto haben, ist es natürlich auch praktisch, wenn man nicht jedes Mal wieder jemanden aus der Familie oder aus dem Freundes- und Bekanntenkreis als Fahrservice rekrutieren oder mit dem Taxi fahren muss. (Bei uns z. B. sind die Taxikosten für einen Tierarztbesuch in unserer „normalen“ Praxis bzw. bei unserer allgemeinmedizinischen Tierärztin höher als die Anfahrtspauschale bei einem Hausbesuch.) Für Personen mit körperlichen Bewegungseinschränkungen kann dies natürlich noch größere Bedeutung haben. Vor allem, wenn das mobile Team im Fall der Fälle auch noch einen Hol- und Bringservice anbietet. Also das Tier falls tatsächlich notwendig in eine Tierklinik, zu einem Spezialisten/einer Spezialistin etc. bringt.

Mobile TierärztInnen – Unsere persönlichen Erfahrungen

Ganz ehrlich, ich hatte vorab vor allem Bedenken, dass Slimmy sich nach so einem Hausbesuch daheim nicht mehr richtig sicher fühlen würde. Andererseits sind Tierarztbesuche für sie auch so immer stressig. Also haben wir es schließlich doch ausprobiert und es hat einwandfrei funktioniert.

Slimmy war von diesem „Besuch“ zwar genauso wenig begeistert, wie sie es generell von BesucherInnen ist, aber nachdem das Team wieder weg war, hat sie einmal ordentlich die Wohnung kontrolliert, ob wohl jetzt wieder alle weg sind und dann war es für sie auch wieder gut. Allerdings haben wir auch festgestellt, dass diese Hausbesuche nicht zu lange dauern und nicht zu umfangreich sein sollten. Denn nach einem besonders anstrengenden Termin hat sie dann doch noch einige Stunden lang einen deutlichen Bogen um die Stelle gemacht, an der der mobile Behandlungstisch aufgestellt gewesen war.

In unserem speziellen Fall sind solche Hausbesuche also eine tolle Möglichkeit, um Slimmy in bestimmten Fällen die Fahrt in die Praxis zu ersparen, in anderen Fällen, gerade wenn eine Untersuchung länger dauert, würde ich mit ihr aber dann doch immer lieber in eine Praxis fahren.

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2 Antworten auf „Mobile TierärztInnen“

  1. Hallo Sabine,

    vielen Dank für den tollen Beitrag.
    Ich hatte schon länger überlegt, ob ich das auch Mal ausprobieren soll, da die Transport Box doch immer noch bzw wieder (aufgrund etlicher sehr unangenehmer Tierarztbesuche) die „Box of Horror“ ist.
    was mich bisher immer davon abgehalten hatte, war ein Beitrag eines Tierarztes, der auf Katzen spezialisiert ist. Er meinte, Katzen würden sich dann in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr sicher fühlen.
    Aber bei euch scheint das ja gut geklappt zu haben. das macht mir Mut. Hattest du etwas Spezielles beachtet oder vorbereitet? Also zusätzlich zu dem, was man bei seinem „normalen“ Tierarzt beachtet?

    Dir und Slimmy einen schönen Sonntag.

    1. Hallo Nikol,

      wie ja auch im Beitrag beschrieben, kann man leider nur sehr individuell abwägen, was für die eigene Katze das kleinere Übel ist und es dann gegebenenfalls probieren.

      Ich habe mir vorher schon überlegt, was vermutlich zu tun sein wird. Ich weiß ja leider mittlerweile sehr gut, was TÄ bei einem Pankreatitisschub so tun und konnte mir ausrechnen, dass das alles auch einfach bei uns zuhause gehen würde. Wenn ich gar keine Ahnung gehabt hätte, was für Diagnostik etc. nötig sein könnte, wäre ich in die Klinik gefahren.

      Ansonsten habe ich mich bemüht, ganz normal und nicht irgendwie nervös zu wirken, damit Slimmy nicht schon ahnen würde, dass da gleich was Außergewöhnliches passieren wird.

      Alles Gute für euch und einen schönen Sonntag!

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