Die richtige Wohnungsgröße für Katzenhaltung

ideale Wohnungsgröße für Katzen

Darüber, wie groß die Wohnung sein soll/muss, damit sich Katzen wohl fühlen können, wird online ja gerne – ausführlich – gestritten. Was mich bei diesen ganzen Diskussionen über die notwendige Wohnungsgröße immer wieder wundert, ist, wie sehr sich da an Quadratmeterzahlen festgeklammert wird, während ganz wesentliche Faktoren oft kaum oder gar keine Berücksichtigung finden.

Wohnungsgröße vs. Nutzflächen

Die Quadratmeterzahl auf dem Papier ist die eine Sache, die andere aber, wie viel davon tatsächlich „Wohnfläche“ ist. Gästeklo, Abstellkammerl etc. sind wohl eher keine Räume, die zum ausgiebigen Verweilen einladen (weder für Mensch noch für Katz). Gewisse Flächen kann man also von vornherein in so gut wie jeder Wohnung mehr oder weniger „abschreiben“.

Dazu kommt, dass es genügend Katzenhaushalte gibt, in denen mindestens ein Raum für die Katzen tabu ist (meistens das Schlafzimmer oder die Küche). Z. B. eine 80m² Wohnung, in der etwa die Schlafzimmertür den Katzen immer verschlossen bleibt, bietet den Katzen also keineswegs zwangsläufig immer mehr Platz als z. B. eine 50-60m² Wohnung, in der immer alle Türen offen sind.

Bei dieser Thematik muss ich auch immer an den Kater einer Bekannten denken. Sie wohnt mit ihrer Familie in einer Wohnung, die rund dreimal so groß wie unsere ist. Allerdings sind dort immer alle (!) Zimmertüren zu. Der Kater musste also, wenn er sich in der Wohnung bewegen wollte, immer erst so lange vor einer verschlossenen Türe sitzen, bis ihm irgendwer mal aufgemacht hat. Auch auf den Balkon konnte er nicht allein.  Obwohl er also in einer viel größeren Wohnung als Slimmy wohnte, hatte er de facto viel weniger Raum als sie zur Verfügung. Denn bei uns gibt es (auf ca. 55m²) keine geschlossenen Türen (außer die Badezimmertüre, wenn ich dusche (;) und durch die Katzenklappe kann Slimmy auch jederzeit auf die gesicherte Terrasse.

Wohnungsgröße vs. Ausstattung

Der größte Palast alleine bringt einer Katze herzlich wenig, wenn er nicht auch katzengerecht ausgestattet ist. Man stelle sich mal eine 200m² Wohnung vor, die ausschaut wie direkt aus „Schöner Wohnen“ entsprungen, in der kein Spielzeug herumliegen darf, die Kratzmöbel nur danach ausgesucht wurden, ob sie zum Design der Wohnung passen und in der selbst noch die Kisterl „versteckt“ sind (ja, das ist mittlerweile anscheinend so gängig, dass es die Dinger sogar schon fertig zu kaufen gibt). Hauptsache, man sieht möglichst nicht, dass in diesem Haushalt auch Katzen leben. Da traue ich mich jede Wette einzugehen, dass sich Katzen auch auf 40 bis 50m² deutlich wohler fühlen, wenn es dafür genügend Liegeflächen, Kratz- und Rückzugsmöglichkeiten gibt. Gerade in kleineren Wohnung empfiehlt sich auch ein Catwalk, der den Katzen eine weitere Dimension der Raumnutzung bietet.

Dabei muss ich auch immer an den inzwischen verstorbenen Kater meiner Tante denken. Deren Haus ist wirklich riesig, der Kater hatte aber „nur“ freien Zugang zu ungefähr der Hälfte des Hauses. Sprich, er konnte sich im Erdgeschoss frei in Esszimmer, Küche und Gang bewegen, dazu im Treppenhaus, in „seinem“ Büro im Zwischengeschoss und im Gang im oberen Stock. Ins Wohnzimmer und in „sein“ Gästezimmer durfte er auch, allerdings brauchte er da zuerst jemanden, der ihm die Türe geöffnet hat. Die anderen Türen blieben für ihn verschlossen. Damit hatte er rein von der Quadratmeterzahl immer noch (deutlich) mehr Raum zur Verfügung als Slimmy. Allerdings gab es im ganzen Erdgeschoss nichts, das speziell ihm gehörte, außer seinen Näpfen in der Küche und seinem Schlafplatz im Wohnzimmer (zu dem er aber eben keinen freien Zugang hatte). Wenig überraschend, dass er sich die meiste Zeit in „seinem“ Zimmer aufgehalten hat, wenn er drinnen war – oder eben im Wohnzimmer, wenn er mit hinein genommen wurde.

Wohnungsgröße vs. individuelle Bedürfnisse der Katzen

Das individuelle Platzbedürfnis einer Katze ist zunächst und zuallererst eines: individuell. Neben dem jeweiligen Charakter der einzelnen Katze ist es aber auch von diversen Faktoren abhängig, z. B.:

  • Handelt es sich um Freigänger oder reine Wohnungskatzen?
  • Wie groß ist die Gruppe und wie ist das Verhältnis untereinander? Brauchen die Katzen (besonders) viel Platz um sich (möglichst den ganzen Tag) aus dem Weg gehen zu können, oder „stapeln“ sie sich ohnehin fast die ganze Zeit am selben Platz?
  • Handelt es sich um bewegungshungrige Jungspunde mitten in der „Sturm- und Drangzeit“ oder um ältere Tiere, die es schon deutlich lieber gemütlich angehen lassen und hauptsächlich zwischen verschiedenen Schlaf- und Aussichtspunkten unterwegs sind?

Katzengerechte Einrichtung

Abschließend möchte ich noch ein paar grundsätzliche Gedanken zur katzengerechten Einrichtung einer Wohnung äußern. Ebenso wenig wie die Größe der Wohnung per se aussagekräftig ist, bringt auch eine bis zum Rand mit „Katzenkram“ zugestellte Wohnung nichts, wenn es sich (aus Katzensicht) um die falschen Gegenstände handelt oder diese an der falschen Stelle stehen. Ein paar Beispiele:

Kisterl

Eine ausreichende Anzahl an Kisterln alleine bringt noch lange nichts, wenn es sich nicht um die Art von Kisterln handelt, die die Katzen auch gerne benutzen oder wenn diese an Orten stehen, an denen sie von den Katzen nicht gerne angenommen werden. Z. B. unsere Blacky hat nur (in absoluten Ausnahmesituationen – sprich: Sauwetter (;) in absoluter Privatsphäre ihr Geschäft drinnen verrichtet, Slimmy hingegen geht am liebsten dort, wo ich gerade bin, auch wenn sie dafür einmal quer durch die ganze Wohnung (an zwei anderen Kisterln vorbei) rennen muss.

Kratzbaum

Auch der tollste, größte, stabilste Kratzbaum wird großteils ungenutzt herumstehen, wenn er aus Katzensicht am falschen Ort steht. Z. B. der schon erwähnte Kater einer Bekannten hatte einen riesigen Kratzbaum – in einer dunklen Ecke am Gang. Zumindest mich hat es wenig verwundert, dass er den so gut wie nie benutzt hat. Jede Wette, hätte der Kratzbaum stattdessen im Wohnbereich gestanden, statt „abgeschoben“ in der letzten Ecke, wäre er schneller als man hätte schauen können ein Lieblingsplatz geworden. Übrigens: Generell spricht vieles dafür, Kratzbäume an Fenstern aufzustellen, damit sie zugleich auch als Liegefläche fürs „Katzenkino“ dienen können.

Schlafplätze

Auch für Decken, Kissen, Höhlen und was es da nicht noch so alles gibt gilt: Die Katzen entscheiden, wo die idealen Standorte sind. Bevor man sich also ärgert, weil etwas nicht angenommen wird, lohnt es sich immer, zunächst einmal einen anderen Standort auszuprobieren – oder aber auch, etwas einfach wegzuräumen, denn erfahrungsgemäß wird etwas, das zuvor wochenlang nicht mehr mit dem Plüschpopo angeschaut worden ist, in der Sekunde hochinteressant, in der es weggeräumt werden soll.(;

Fazit

Anstatt sich über die für die Katzenhaltung mindestens notwendige Wohnungsgröße zu streiten, macht es sehr viel mehr Sinn, den Fokus darauf zu lenken, wie viel Fläche den Katzen tatsächlich zur (uneingeschränkten) Verfügung stehen und wie man diese Fläche (für die Katzen) optimal nutzen und ausstatten kann.

 

 

 

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2 Antworten auf „Die richtige Wohnungsgröße für Katzenhaltung“

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