Eine „Katzenkrankenakte“ anzulegen klingt im ersten Moment vielleicht wie die Idee einer Möchtegern-Helikoptermama.
Aber wahrscheinlich kennt Ihr das auch: Ist die Katze krank, ist man sich sicher, niemals auch nur eine einzige Kleinigkeit dieser Horrortage vergessen zu können. Ein paar Monate später weiß man aber schon gar nicht mehr, wann genau das eigentlich war, geschweige denn, welche Medikamente die Katze bekommen hat etc.
Daher empfehle ich jedem, für jede Katze – egal ob eigentlich „pumperlgesund“ oder chronisch krank – selbst eine „Krankenakte“ anzulegen.
Vielleicht denkt Ihr jetzt, wozu der Aufwand, die Daten hat doch eh die Tierärztin/der Tierarzt. Aber was ist, wenn man die Tierarztpraxis einmal wechseln will oder muss? Oder wenn man mal zum Notdienst fahren muss und dort nach der Krankengeschichte gefragt wird? Oder aber wenn man sich nicht sicher ist, ob die Tierärztin/der Tierarzt wirklich richtig liegt und sich zu erinnern glaubt, dass da doch früher einmal irgendwas war….
Katzenkrankenakte für „Durchschnittskatzen“
Auch bei Tieren, denen es eigentlich „eh immer“ gut geht, empfehle ich, sich die wichtigsten Daten zu notieren:
- Falls die Katze einmal krank ist: Was für Symptome zeigt sie? Welche Diagnose wird gestellt? Welche Medikamente bekommt sie? Ab wann geht es ihr wieder besser?
- Wenn die Katze einen Unfall hat/verletzt ist: Was ist passiert? Was für Symptome zeigt sie? Welche Untersuchungen werden vorgenommen? Wie wird sie, nach welcher Diagnose, behandelt? Ab wann geht es ihr wieder besser?
- Des Weiteren finde ich es wichtig, auch die „Routinesachen“ zu dokumentieren:
- Routineuntersuchungen
- Entwurmungen (Kotbefund, welche Wurmkur, gegebenenfalls Reaktionen darauf)
- Impfungen (inkl. gegebenenfalls Reaktionen darauf)
Außerdem ist es immer sinnvoll, sich jeden Befund schriftlich geben zu lassen und sich nicht nur blind auf die Erklärungen der Tierärztin/des Tierarztes zu verlassen. Denn wenn es einmal doch nicht so läuft wie erhofft und man andernorts Hilfe suchen muss, sind das die ersten Daten, nach denen gefragt wird. Obendrein habe ich schon mehrfach feststellen müssen, dass mir eine unvollständige oder „beschönigende“ Auskunft gegeben wurde. Zum Beispiel, dass „alle Blutwerte“ genommen worden wären – und dann fehlten doch einige, die nur leider nicht zum „Standardprozedere“ gehören. Oder mir wurde gesagt, dass „eh alles super aussieht“ und in Wirklichkeit waren einige Werte grenzwertig, was nur nicht weitergegeben wird, um „den Patientenbesitzer“ nicht unnötig zu beunruhigen. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich bin beunruhigter, wenn ich das Gefühl habe, mich nicht mehr auf die Aussagen der Tierärzte verlassen zu können…
Katzenkrankenakte für Problemfälle / chronisch kranke Katzen
Gerade bei längerfristigen Problemen oder chronisch kranken Katzen ist eine genaue, detailierte Mitschrift die einzige Möglichkeit, nicht völlig den Überblick zu verlieren. Ich spreche da leider aus Erfahrung. Und ich kann auch aus Erfahrung berichten, dass behandelnde Tierärzte sich auch nicht alles merken können… Sie haben es schließlich auch mit einer Menge Tiere jeden Tag zu tun, man selbst hingegen hoffentlich nur mit einer kranken Katze. Außerdem habe ich in den letzten Jahren in mehr als einer Tierarztpraxis feststellen müssen, dass die Aufzeichnungen dort nicht immer sehr genau bzw. vollständig waren…
Darüber hinaus konnte ich anhand meiner genauen Aufzeichnungen über Slimmys Krankheitsverlauf bereits mehrere Male Zusammenhänge aufdecken, die den Tierärzten entgangen wären. Des Weiteren habe ich die Erfahrung gemacht, dass Tierärzte einen ernster nehmen, wenn man genau sagen kann: „Das und das will ich/will ich nicht, weil wir dieses und jenes schon mit diesem und jenem Ergebnis versucht haben…Sehen Sie HIER.“
Wie eine Krankenakte für eine chronisch kranke Katze aussehen kann
Exemplarisch möchte ich beschreiben, was ich mir alles über Slimmy notiere. Ich habe dafür übrigens einen Block in der Küche liegen. In diesem mache ich mir die ganze Woche hinweg Notizen. Am Wochenende tippe ich diese dann am PC ab. Allein das zeigt mir schon immer wieder, wie wichtig diese Aufzeichnungen sind. Denn oft ertappe ich mich dabei, dass ich nachträglich die ganze Woche „falsch“ in Erinnerung habe. Das heißt, manchmal denke ich, es sei eigentlich doch eine ganz gute Woche gewesen, beim Tippen fällt mir jedoch auf, dass ich doch oftmals zur „Markierung“ greifen muss. (Ich hebe alles, was nicht so gut war, gelb hervor, um die „Problemstellen“ immer gleich gut im Auge zu haben.)
Die folgenden Aspekte vermerke ich in Slimmys „Katzenkrankenakte“ immer:
- genaue Menge des über den gesamten Tag hinweg gefressenen Futters (inkl. um welches Futter es sich gehandelt hat)
- Menge der Leckerlie
- jeden Kisterlgang mit folgenden Zusatzinformationen: Wenn ich dabei war, die genaue Uhrzeit, sonst mit der Zeit, zu der ich den „Kisterlinhalt“ entdeckt habe. Was hat sie gemacht (Urin oder Kot abgesetzt)? Hatte sie dabei Probleme? Hat sie überhaupt nur das Kisterl umgegraben, konnte dann aber doch nicht? Wie hat der Kot ausgesehen und war die Menge „normal“? In regelmäßigen Abständen: Wie war der ph-Wert des Urins?
- verabreichte Medikamente (inkl. genauer Dosierung)
- Tagesverfassung (Hat sie viel oder wenig gespielt? Wie wild und ausgelassen hat sie gespielt? War sie besonders anhänglich oder nervös? Hat sie sich zwischendurch verkrochen? Falls ja, gab es dafür ersichtliche Gründe wie z. B., dass draußen Rasen gemäht wurde?)
- beobachtete Symptome
- in regelmäßigen Abständen: aktuelles Gewicht
Außerdem füge ich in ihre „Katzenkrankenakte“ immer folgendes ein:
- jeden Untersuchungsbefund
- Gedächtnisprotokoll über jeden Besuch in der Tierarztpraxis
- Notizen über jedes Telefonat mit der Tierärztin
Darüber hinaus habe ich für mein kleines Problemfellchen eine eigene Liste mit den Medikamenten, die sie nicht vertragen hat. Dabei notiere ich auch immer, welche Gegenreaktionen sie nach wie vielen Tagen der Verabreichung gezeigt hat.
2 Antworten auf „„Katzenkrankenakte“ – Eine sinnvolle Sache nicht nur für Hobby-Hypochonder“