Medikamentengabe – Tipps und Tricks

Medikamentengabe: Slimmys Medizinschrank

Medikamente in die Katze zu bekommen ist oft kein Kinderspiel. Als ich Slimmy das erste Mal eine Tablette geben musste, dachte ich, eher gefriert die Hölle zu, als dass das noch was wird. Inzwischen haben wir aber fast vier Jahre täglicher Medikamentengabe hinter uns und es funktioniert längst reibungslos.

Das Wichtigste, was ich gelernt habe ist: Je mehr Trara ich um die Medikamente veranstalte, desto gestresster ist Slimmy und desto schwieriger wird es für uns beide. Es gibt also schon lange keine „Beruhigungsversuche“, kein vorsorgliches Trösten oder Ähnliches mehr. Ich sage schlicht: „Komm, nehmen wir schnell die Medis.“ (Um ganz genau zu sein, eigentlich sage ich: „Gemma, nemma schnell die Medis.“ (; )

Das obige Bild zeigt übrigens Slimmys tatsächlichen Medizinschrank. Ja, sie hat einen eigenen, der besser gefüllt ist als meiner….

Wie können Medikamente verabreicht werden?

  • oral (Tabletten, Kapseln, Tropfen, Pasten, Globuli…)
  • rektal (Einlauf)
  • per Spritze/Infusion
  • dazu kommen: Ohren-, Augentropfen…

Tipps und Tricks zur oralen Medikamentengabe

Medikamente im Futter verstecken

Wer ganz viel Glück hat, ist mit einer Katze gesegnet, die einfach alles mitfrisst. Leider sind das wohl die wenigsten Katzen. Slimmy z. B. frisst Methionin, Taurin und Darmbakterien im Futter untergemischt mit. Das war’s. Sonst nichts.

Manchmal funktioniert es auch eher, wenn z. B. Tabletten zermahlen oder Kapseln geöffnet und deren Inhalt untergemischt wird.

Aber Achtung: Es gilt sich vorab zu informieren, ob man das bei dem jeweiligen Medikament auch wirklich machen darf! Nicht jede Tablette darf zerteilt/zermahlen werden und nicht jede Kapsel geöffnet! Auch bei homöopathischen Mitteln ist diese Variante zu vermeiden, immerhin sollen sie ja direkt über die Schleimhäute einwirken können.

Medikamente in Leckerlie verstecken

Mit diesem Trick hat man natürlich schlechte Chancen, wenn die Katze z. B. nur Trockenfleisch mag. In Schlecksticks, Streichwurst/Leberwurst, Topfen oder Ähnlichem stehen die Chancen schon deutlich besser.

Außerdem gibt es noch Easypill, eine extra für die Medikamentengabe vorgesehene, teigartige Substanz, in die Tabletten eingeknetet werden können.

Medikamentengabe per Spritze ins Mäulchen

Diese Methode verwende ich bei Slimmy täglich. Einfach etwas Wasser in eine Einwegspritze und dann die Medis „unterrühren“. Das ist besonders praktisch, wenn man sonst mehrere Kapseln nacheinander geben müsste, so wie wir.

Globuli in Wasser auflösen

Ich bekomme zwar wenn nötig jede Tablette und jede Kapsel in Slimmy, aber bei Globuli ist es vorbei. Irgendwie schafft sie es immer, sie zumindest teilweise wieder auszuspucken… Daher gibt es Globuli (nach Anleitung unserer Tierärztin) bei uns nur noch in Wasser aufgelöst. Dazu nehme ich ein Fläschchen mit Pipette, das maximal 10ml Wasser aufnehmen kann und fülle es nicht ganz voll. Dazu kommen ca. 5 Globuli, einmal ordentlich schütteln, bis sie sich aufgelöst haben und fertig. Diese „Lösung“ kann man dann wieder einfach per Spritze ins Mäulchen geben.

Leerkapseln

Oftmals ist die Gegenwehr besonders schlimm, wenn Medikamente grausig schmecken. Dann kann es helfen, sie in Leerkapseln zu stecken. Es gibt verschiedene Varianten solcher Kapseln, unter anderem sogar solche mit Henderl-Geschmack. (;

Aber Achtung: Auch hier gilt es sich wieder vorab zu informieren, ob das mit dem jeweiligen Medikament sinnvoll ist/gemacht werden darf.

Der Handtuch-Trick

Ist die Gegenwehr zu groß und wird gebissen und gekratzt, ist es oft hilfreich, die Katze „abwehrunfähig“ zu machen, um die Sache schnell – und für alle Seiten verletzungsfrei – über die Bühne zu bringen.

Dafür legt man ein großes Handtuch oder eine Decke bereit. Dann setzt man sich auf den Boden, setzt die Katze auf oder zwischen die Beine und wickelt das Handtuch/die Decke (von vorne) wie ein riesiges Lätzchen um die Katze, sodass nur noch der Kopf herausschaut. Dann schnell das Köpfchen etwas nach hinten biegen, mit einer Hand das Mäulchen öffnen und mit der anderen Hand die Tablette/die Kapsel ins Mäulchen stecken. Dabei sollte man darauf achten, dass sie möglichst weit hinten im Rachen landet, sodass sie gleich geschluckt wird. Ich halte Slimmy dann noch kurz das Mäulchen zu, bis sie wirklich ordentlich geschluckt hat und kontrolliere dann nochmal kurz das Mäulchen. Sie hat mir Tabletten und Kapseln nämlich schon mehr als einmal wieder ausgespuckt. Dann schnell freilassen und ordentlich loben. Slimmy bekommt dann auch immer noch eine Belohnungs-Leckerlie.

Diese Variante funktioniert übrigens auch gut bei Augen- oder Ohrentropfen!

Paste aufs Fell schmieren

Bei manchen Katzen funktioniert es, die Paste auf ein Pfötchen zu geben, von dem sie abgeschleckt wird. Wenn ich das bei Slimmy versuchen würde, könnte ich mich schon vorab von meinen Händen verabschieden. Slimmy mag es nämlich generell nicht, an den Pfötchen angegriffen zu werden! Was bei ihr aber eine ganze Zeit lang sehr gut funktioniert hat war, ihr einen Klecks Paste seitlich hinten auf die Hüfte zu schmieren. Dreckig zu sein hat sie mehr gestört, als das Zeug runterschlecken zu müssen. Dann ist sie allerdings dahinter gekommen, dass sie die Paste auch einfach zum größten Teil an den Möbeln und/oder den Bettdecken abstreifen kann. Das war’s dann bei uns mit dieser Methode…

Rektale Medikamentengabe

Hierzu habe ich leider keinen Tipp außer: Niemals alleine versuchen und ordentlich Vaseline verwenden! Im Ernst, auch sämtliche Tierärztinnen mit denen ich mich über dieses Thema unterhalten habe meinten, sie würden niemals versuchen, einer Katze alleine einen Einlauf zu verpassen. Die Verletzungsgefahr ist einfach zu groß.

Wir haben Slimmy zum Glück bislang nur einmal einen Einlauf machen müssen. Da kam meine Schwestern extra nach der Arbeit vorbei und hat sie festgehalten. Allein dafür braucht man in dem Fall zwei Hände. Und nochmal (mindestens) zwei Hände um gleichzeitig den Schwanz hochzuhalten und den Plister einzuführen!

Tipps und Tricks zur Medikamentengabe per Spritzen und Infusionen

Grundsätzlich gilt: Am besten lässt man sich das Setzen einer Spritze in der Tierarztpraxis ordentlich erklären und macht es dort mindestens einmal selbst unter Anleitung.

Wo wird gespritzt?

Üblicherweise wird die Nadel im hinteren Flankenbereich oder im Nacken eingeführt.

Wie wird gespritzt?

Eine schön illustrierte Anleitung wie man einer Katze eine subkutane (unter die Haut) oder intramuskuläre (in den Muskel) Injektion setzt, findet sich auf wikiHow. Auch die Bildung eines „Hautzeltes“, in das die Nadel eingeführt wird, ist dort recht gut zu sehen.

Ich würde auf alle Fälle empfehlen, die Bildung dieses „Hautzelts“ und das Einführen der Spritze einige Male „trocken“ zu üben. Ich habe dazu meinen alten Kuschelhasen missbraucht (;. Denn es braucht ein bisschen Übung, die Haut richtig hochzuziehen und die Nadel weit genug, aber nicht zu tief einzuführen. MedizinstudentInnen sollen ja das Spritzen häufig auch an Orangen üben. Diese haben sicherlich den Vorteil, dass man damit besser üben kann, den notwendigen Druck auszuüben, um tatsächlich unter die Haut zu kommen. Allerdings kann man an einer Orange natürlich kein „Hautzelt“ hochziehen.

Material

Wird einfach nur ein Mittel per Spritze gegeben, braucht man natürlich eine (Einweg)spritze. Eine eher größere Kanüle ist für Anfänger sehr empfehlenswert. Klar, je größer die Kanüle, desto deutlicher spürt die Katze den Einstich. Ich kann jedoch aus leidvoller Erfahrung berichten, dass eine dünne Kanüle einen wesentlichen Nachteil hat: Zuckt die Katze beim Einstich zusammen, können dünne Kanülen leicht abknicken und sind dann blockiert. Dann heißt es Kanüle tauschen, Katze neu einfangen und nochmal probieren…

Wird eine subkutane Infusion gelegt, braucht man außerdem natürlich noch den Infusionsbeutel und das Infusionsbesteck. Wie das alles „zusammengesteckt“ wird, lässt man sich am besten in der Tierarztpraxis einmal zeigen.

Medikamentengabe per InfusionAußerdem braucht man einen Infusionsständer, damit die Flüssigkeit gut rinnen kann. Entweder hat man eine zweite Person, die mindestens einige Minuten lang den Beutel hochhält, oder man hängt die Infusion auf. Dazu muss man nicht extra einen richtigen Infusionsständer besorgen, es reicht auch z. B. ein Kleiderbügel.

Alleine oder zu zweit spritzen?

Ich kenne einige Leute, bei denen es wunderbar funktioniert, z. B. während des Kuschelns oder des Fressens zu spritzen. Bei uns hat das leider nie funktioniert… Sobald Slimmy die Nadel spürt, versucht sie aufzuspringen und wegzulaufen. Einfache Spritzen konnte ich ihr (mit einiger Müh und Not) alleine geben, allerdings war es wirklich immer schwierig, sie dabei lange genug festzuhalten. Ablenkung mit Leckerlies hat bei uns auch nur suboptimal funktioniert….

Die erste subkutane Infusion habe ich alleine versucht. Damit Slimmy nicht abhauen konnte, habe ich sie (im verschlossenen Badezimmer) in den Unterteil der Transportbox gesetzt. Das hat auch ziemlich gut funktioniert. Bis zu dem Moment, als ich mich etwas aufrichten musste, um die Infusion aufzudrehen. Dann ist sie aufgesprungen und natürlich war die Spritze wieder draußen… Nach diesem ersten für uns beide ziemlich unerfreulichen Versuch, bei dem ich sie mehrfach piksen musste, bis wir es endlich hinter uns hatten, ist immer meine Mutter zum Helfen gekommen. Sie hat Slimmy einfach etwas gestreichelt und leicht festgehalten, während ich gestochen und vor allem während ich die Infusion auf- und zugedreht habe, und schon war die Sache in wenigen Minuten mit nur einmal stechen erledigt.

Einige weitere Tipps und Tricks

Glasfläschchen öffnen

Glasfläschchen richtig öffnenGlasfläschchen bereiten beim ersten Mal erfahrungsgemäß öfter mal Schwierigkeiten. Damit man sie öffnen kann, muss der obere Teil wirklich leer sein. Um das zu erreichen helfen kein Schütteln und kein Klopfen. Der Trick lautet: Schnipsen!

Um Verletzungsgefahr auszuschließen, die Ampulle dann am besten in ein Geschirrhangerl wickeln und an der mit einem (roten) Punkt markierten Stelle umknicken.

Tablettenteiler

Müssen Tabletten zerteilt werden, kann man sie sich entweder bereits in der Praxis „richten“ lassen (die einfachste Methode), oder sie mit dem Messer zerteilen, wobei man allerdings auf seine Finger achten muss. Eine weitere Möglichkeit sind professionelle Tablettenteiler, die es schon ab 1-2 Euro zu kaufen gibt. Ich habe mir so etwas bislang nicht geleistet, sondern immer ein Messer benutzt, aber man kann sofort einige günstige Modelle ergoogeln.

Mörser

Tabletten „zerbröselt“ man natürlich am einfachsten in einem Mörser. Alternativ funktioniert aber meistens auch die Methode, sie in ein Plastiksackerl oder in ein Geschirrhangerl zu geben und ordentlich mit dem Nudelwalker zu bearbeiten.

Tabletteneingeber

Ich kenne einige Leute, die Tabletten nicht per Hand, sondern mit einem speziellen Tabletteneingeber ins Mäulchen geben. Das soll ganz gut funktionieren, ich selbst habe es aber noch nie ausprobiert.

Zusammenfassung

Das A und O bei der Medikamentengabe ist, sie möglichst stressfrei für die Katze zu gestalten. Dies gilt vor allem, wenn es längerfristig notwendig ist, der Katze Medikamente zu verabreichen. Schließlich soll nicht der Rest des Lebens der Katze von täglichem Horror geprägt sein. Also im Zweifelsfall lieber die Katze z. B. kurz in ein Handtuch wickeln, als ihr stundenlang mit Leckerlies hinterherzulaufen.

Meist ist es auch nicht besonders hilfreich, wenn mehrere Personen gemeinsam an das „Projekt Medikamentengabe“ gehen. Es kann sich wohl jeder vorstellen, wie schlimm es sein muss, wenn sich mehrere Personen gleichzeitig auf einen stürzen und man irgendwas in den Mund gestopft bekommt. Also lieber auf „Hilfskräfte“ verzichten, außer z. B. bei einem Einlauf.

 

Ich hoffe, mit diesen Tipps und Tricks gestaltet sich die Medikamentengabe auch bei Euch einfacher. Und noch mehr hoffe ich für Euch und vor allem Eure Katzen, dass Ihr sie möglichst selten auch wirklich umsetzen müsst!

 

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5 Antworten auf „Medikamentengabe – Tipps und Tricks“

  1. Der Handtuchtrick klappte beim ersten Mal. Beim zweiten Mal kannte unsere Katze den Handtuchtrick schon und setze sich nicht mehr hin. So versuchte ich es ihm trotzdem. Aber, da sie stand, war so immer noch beweglich und durch das Gezappel, musste ich sie nachher doch festhalten, bzw. meine Tochter, da ich ja beide Hände für die Ohrentropfen brauchte. Das war sehr stressig. Ich glaube nicht, dass sie sich nochmal aufs Handtuch setzt.

    1. Hallo Tanja,

      leider sind sie manchmal schlauer als gut für sie ist und riechen den Braten sehr schnell.

      Eine Nachfrage: Du schreibst, dass sie sich vermutlich nicht noch einmal auf das Handtuch setzen wird. Wie genau hast du das denn gemacht? Auf das Handtuch soll sie sich ja gar nicht setzen, sondern das Handtuch wird als „übergroßes Lätzchen“ um den Hals der Katze gelegt, während die Katze je nachdem wie unruhig sie ist auf oder zwischen den Beinen des Menschen sitzen soll. Also ich setze mich auf meine Unterschenkel, die Knie bilden ein V. Slimmy sitzt zwischen meinen Beinen, ist hinten von meinem Körper, seitlich von meinen Beinen und vorne durch das Handtuch begrenzt. Wenn sie nicht ordentlich sitzt, ziehe ich sie – natürlich vorsichtig, ohne sie zu würgen – mit dem Handtuch etwas näher an mich heran, dann setzt sie sich automatisch hin, weil sie ja nach hinten keinen Platz zum Ausweichen hat.

      Alles Gute für euch, ich hoffe, die Ohrentropfen sind bald Geschichte!

  2. Hallo Sabine,
    ich habe eine Wickeltechnik von einer UNI, wo man die Katze auf das Handtuch setzt, erst vorne um die Vorderpfoten, dann um den Hals, dann um den Körper und die andere Seite und die ganze Katze.
    Da hat man dann ein „Katzenpäckchen“, ich kann sie dann mit dem Gesicht zu mir oder auf den Arm nehmen, oder mein Mann oder Kinder nimmt/nehmen sie auf den Arm, so dass ich „in Ruhe“ die Tropfen geben kann.
    Schneidersitz oder Boden in die Hocke geht leider bei mir nicht, da ich mit den Hüften Probleme habe.
    LG,
    Tanja.

    1. Ach Mist, du Arme, dann geht das natürlich nicht so einfach. Mit der Erklärung wird mir jetzt auch einiges klarer, in so ein „Katzenpäckchen“ würde ich Slimmy wahrscheinlich nicht einmal ein einziges Mal bekommen…
      Trotzdem alles Gute für Euch! Hoffentlich geht es den Ohren ganz schnell besser!

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