Wurmkur – Was gilt es zu beachten?

Eine Wurmkur ist notwendig, wenn die Katze sich Würmer eingefangen hat. Das ist klar. Denn Wurmbefall kann unter anderem zu Durchfall oder Verstopfung, Erbrechen, Juckreiz, Appetitlosigkeit und so weiter führen. Und natürlich wird der Organismus umso stärker geschädigt, je länger die Katze unbehandelt bleibt. Ist es deswegen aber notwendig oder sinnvoll, jede Katze generell in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus (auch ohne vorangehende Kotuntersuchung) zu entwurmen?

In diesem Beitrag will ich Folgendes darlegen: Worauf beruhen die unterschiedlichen Empfehlungen bezüglich der Häufigkeit von Entwurmungen? Welche anderen Überlegungen spielen hier neben dem Schutz der Katze vor Wurmbefall eine Rolle? Welche Argumente werden für und wider vorherige Kotuntersuchungen gebracht?

Kann sich jede Katze Würmer „einfangen“?

Die Antwort auf diese Frage lautet eindeutig ja. Denn eine Ansteckung kann nicht nur erfolgen, wenn ein Freigänger draußen selbst erlegte Beute frisst. Zum Beispiel können wir selbst Wurmlarven auch an den Schuhen mit nachhause bringen. Außerdem kann die Ansteckung über den Kot eines befallenen Tieres oder in einigen Fällen über Flöhe oder Insektenstiche erfolgen.

Wo können sich Würmer ansiedeln?

Bei Wurmbefall denkt man vorrangig an den Magen-Darmtrakt. Es gibt jedoch nur zum Beispiel auch:

Blasenwürmer (siehe Capillaria plica / Capillaria feliscati, beide zu den Haarwürmern gehörig);

Lungenwürmer (besonders: Aelurostrongylus abstrusus);

Herzwürmer (Dirofilaria immitis).

Auch wenn in der Literatur betont wird, dass diese deutlich seltener auftreten: Slimmy hatte schon einmal eine durch Haarwürmer ausgelöste Blasenentzündung….

Wie wirkt eine Wurmkur?

Eine Wurmkur tötet entweder nur vorhandene  (adulte) Würmer oder auch deren unterschiedliche Entwicklungsstadien ab. Das ist vom jeweiligen Präparat abhängig. (Daher reicht bei gewissen Mitteln auch nicht nur eine Anwendung aus.) Auch wirkt nicht jedes Mittel einfach gegen alle Wurmarten. (Siehe dazu auch das ESCCAP-Zitat im Abschnitt „Kotuntersuchung zur Festlegung der geeigneten Wurmkur“. Dort wird außerdem angeführt, dass bei sehr starkem Befall auch eine einzige Behandlung unzureichend sein kann.)

Sind keine Würmer vorhanden, ist eine Entwurmung völlig sinnlos. Es gibt kein „prophylaktisches Entwurmen“, denn die jeweiligen Wirkstoffe wirken nur kurze Zeit, im Schnitt laut ESCCAP (European scientific counsel companion animal parasites) rund 24 Stunden lang.

Beispiele zur Wirkung von Wurmkuren

Hier ein paar Zitate aus den Packungsbeilagen einiger gängiger Wurmkuren:

Panacur

(Wirkstoff: Fenbendazol 250 mg)

„Der grundlegende Mechanismus der anthelminthischen Wirkung von Fenbendazol ist eine Hemmung der Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli. Dadurch werden wichtige strukturelle Eigenschaften der Helminthenzelle beeinträchtigt, wie die Ausbildung des Zytoskeletts, die Spindelbildung bei der Mitose sowie Aufnahme und intrazellulärer Transport von Nährstoffen und Stoffwechselsubstraten. Als Folge kommt es zu einer Erschöpfung der Energiereserven mit nachfolgendem Absterben des Parasiten und seiner Expulsion nach 2 –3 Tagen. Fenbendazol besitzt eine ovizide Wirkung, die nach ca. 8 Stunden infolge einer Störung der Spindelbildung und des Metabolismus während der Embryogenese eintritt.“

Milbemax

(Wirkstoffe: Milbemycinoxim 4 mg und Praziquantel 10 mg)

„Bei Katzen werden nach oraler Verabreichung von Praziquantel die maximalen Plasmakonzentrationen innerhalb einer Stunde erreicht. Die Halbwertzeit der Ausscheidung beträgt ungefähr 3 Stunden. Bei Hunden […]. Nach oraler Verabreichung von Milbemycinoxim an Katzen werden die maximalen Plasmaspiegel innerhalb von 2 Stunden erreicht. Die Halbwertzeit der Ausscheidung beträgt ungefähr 13 Stunden (+/-9 Stunden).“

Milprazon

(Wirkstoffe: Milbemycinoxim 4 mg und Praziquantel 10mg )

„Nach oraler Verabreichung von Praziquantel bei Katzen, die zuvor gefüttert wurden, werden maximale Plasmaspiegel innerhalb von 3 Stunden erreicht. Die Halbwertszeit der Elimination beträgt ungefähr 2 Stunden. Nach oraler Verabreichung von Milbemycinoxim bei Katzen, die zuvor gefüttert wurden, werden maximale Plasmaspiegel innerhalb von 5 Stunden erreicht. Die Halbwertszeit der Elimination beträgt ungefähr 43 Stunden (± 21 Stunden).“

Broadline

(Wirkstoffe: Fipronil 24,9 mg; (S)-Methopren 30 mg; Eprinomectin 1,20 mg; Praziquantel 24,9 mg) *nicht nur gegen diverse Wurmarten sondern auch gegen Flöhe und Zecken

„Eprinomectin und Praziquantel wirken systemisch, wobei die Höchstwerte der Plasmakonzentration innerhalb von 48 bzw. 6 Stunden nach der Behandlung erreicht werden mit einer durchschnittlichen Höchstkonzentration (Cmax) von ca. 20,1 ng/ml für Eprinomectin und 157 ng/ml für Praziquantel.“

Anmerkung: Ich möchte dezidiert betonen, dass diese Auflistung keine Empfehlung dieser Mittel darstellt. Ich habe sie nur ausgewählt, weil sie meiner Kenntnis nach häufig genutzt werden.

Fazit

Nur wenige Tage, nachdem eine Wurmkur durchgeführt wurde, kann sich eine Katze also theoretisch schon wieder anstecken.

Warum wird häufig empfohlen, Katzen in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus mit einer Wurmkur zu behandeln?

Immer wieder hört man, man solle Katzen wahlweise jährlich, halbjährlich, vierteljährlich oder gar monatlich entwurmen, jedoch (meist) ohne dass ein Grund für diese unterschiedlichen Empfehlungen genannt wird.

Schauen wir uns dazu die Empfehlungen der ESCCAP (European scientific counsel companion animal parasites) einmal im Detail an, denn aus diesen werden die Hintergründe für diese unterschiedlichen Aussagen ersichtlich.

Da man je nachdem, welche Seite der ESCCAP man öffnet, doch einen (leicht) unterschiedlichen Eindruck gewinnen kann, möchte ich diese hier (anhand von Screenshots) gegenüberstellen und auf einige Unterschiede in der Darstellung aufmerksam machen.

ESCCAP Deutschland

Die allgemeineren Ausführungen

Auf der deutschen Seite heißt es im Beitrag „Würmer bei Katzen“:

Screenshot ESCCAP Deutschland Würmer 1

(Der folgende Absatz zur Kotuntersuchung wird im Abschnitt „Risikominderung durch Sammelkotprobe“ gebracht.)

Screenshot ESCCAP Deutschland Würmer 2

Betonenswert scheint, dass die Empfehlung zur monatlichen Entwurmung durch den abschließenden Abschnitt mit der Betonung, dass es sich um einen „100%-gen Hygienewunsch“ beziehungsweise „überdurchschnittlichen Hygienewunsch“ handelt und um den Kontakt mit „immungeschwächten Personen“ geht, relativiert wird. Außerdem fehlt hier jeder Hinweis auf eine vierteljährliche Entwurmung, die sonst jedoch auch empfohlen wird, wie wir gleich sehen werden.

Die differenzierteren Ausführungen

Der Beitrag „Basisvorsorge“

Hier heißt es doch deutlich differenzierter:

Zu „Tieren mit geringem Risiko (z. B. kein freier Auslauf, kein Kontakt zu anderen Tieren)“:

Screenshot ESCCAP Deutschland Basisvorsorge 1

Unter „Tiere mit durchschnittlichem Risiko (z. B. Auslauf unter Aufsicht, Kontakt zu anderen Tieren)“:

Screenshot ESCCAP Deutschland Basisvorsorge 2

Und schließlich zu „Tieren mit einem hohen, anhaltenden Risiko (z. B. freier Auslauf ohne Aufsicht, Tierheime, Zuchten, Haushalte mit mehreren Tieren, Jagdhunde)“:

Screenshot ESCCAP Deutschland Basisvorsorge 3

Der Beitrag „Katze wie oft entwurmen“

Hier heißt es zunächst zusammenfassend:

Screenshot ESCCAP Deutschland Katzen wie oft entwurmen, Häufigkeit der Wurmkur

Bemerkenswert ist, dass hier – im Gegensatz zum Beitrag „Würmer bei Katzen“ – in der fett hervorgehobenen Zusammenfassung nur die vierteljährliche Entwurmung angesprochen wird, nicht jedoch die monatliche.

Danach werden hier nicht nur die unterschiedlichen Risikogruppen (Wohnungshaltung vs. Freigang, BARF) bezüglich der Ansteckung genannt, sondern auch andere Faktoren mit aufgelistet:

Screenshot ESCCAP Deutschland Katzen wie oft entwurmen 2

Screenshot ESCCAP Deutschland Katzen wie oft entwurmen 3

ESCCAP Schweiz

Hier heißt es im Beitrag mit dem Titel „Würmer“:

Screenshot ESCCAP Schweiz 1

Screenshot ESCCAP Schweiz, Häufigkeit der Wurmkur

Fazit

Die unterschiedlichen Empfehlungen der ESCCAP richten sich zum einem nach der Wurmart und zum anderen nach dem durch die Haltung bedingten Risiko der Katze, sich diese Wurmart „einzufangen“. Dazu kommt, dass bei den Empfehlungen auch immer die Sorge bezüglich der Übertragung auf den Menschen eine wichtige Rolle spielt.

Auffällig ist, dass die ESCCAP Deutschland deutlich stärker darauf hinweist, dass Kotuntersuchungen eine sinnvolle Alternative dazu sind, einfach immer in einem bestimmten Rhythmus zu entwurmen. Zu betonen ist außerdem, dass hier gerade für reine Hauskatzen immer eine vorangehende Kotuntersuchung empfohlen wird.

Argumente für und wider eine Wurmkur nur nach einer Kotuntersuchung vorzunehmen

Contra

Das Hauptargument für eine Entwurmung in einem regelmäßigen Rhythmus auch ohne vorherige Kotuntersuchung lautet, dass in Kotuntersuchungen Würmer nicht in allen Entwicklungsstadien nachgewiesen werden können. Der Test könnte also negativ ausfallen, auch wenn die Katze tatsächlich schon befallen ist. Auch ist zu bedenken, dass generell nicht unbedingt bei jedem Stuhlgang Würmer ausgeschieden werden müssen.

Pro

Risikominderung durch Sammelkotprobe

Wie aber sowohl die ESCCAP Deutschland als auch die ESCCAP Schweiz feststellen, kann das Risiko durch eine Sammelkotprobe deutlich eingeschränkt werden kann.

ESCCAP Deutschland

„Ob Kotuntersuchungen oder Entwurmungen vorgenommen werden, ist eine individuelle Entscheidung. Kotuntersuchungen sind in den meisten Fällen eine gute Alternative zu Wurmkuren. Allerdings wird damit nicht sicher verhindert, dass zwischen den Untersuchungen über mehrere Wochen infektiöse Wurmeier ausgeschieden werden können. Wichtig ist außerdem, dass die Kotuntersuchungen regelmäßig (genauso oft wie die empfohlenen Entwurmungen) durchgeführt werden. Finden sich in einer Kotprobe Wurmeier, ist sicher, dass die Katze Würmer hat. Ist das Ergebnis der Untersuchung dagegen negativ, werden also keine Wurmeier gefunden, so kann dies Zufall sein und daran liegen, dass in dieser einzelnen Probe gerade keine Eier enthalten waren. Die Katze kann also trotz negativem Untersuchungsergebnis Würmer haben. Die Genauigkeit und Sicherheit der Untersuchung lässt sich jedoch deutlich erhöhen, indem eine Sammelprobe untersucht wird, die sich aus mehreren kleinen Kotproben von drei aufeinanderfolgenden Tagen zusammensetzt.“ (Siehe „Würmer bei Katzen“)

ESCCAP Schweiz

„Alternativ zur Entwurmung können Kotuntersuchungen vorgenommen werden. Allerdings wird damit nicht sicher verhindert, dass zwischen den Untersuchungen über mehrere Wochen infektiöse Wurmeier ausgeschieden werden können. Wichtig ist, dass die Kotuntersuchungen regelmässig (genau so oft wie die empfohlenen Entwurmungen) durchgeführt werden und die zu untersuchende Kotprobe (mindestens 4 Gramm) über drei Tage hinweg gesammelt wird.“ (Siehe „Würmer“)

Kotuntersuchung zur Feststellung der geeigneten Wurmkur

Zur Festlegung der jeweils geeigneten Wurmkur lautet die (ausführliche) Empfehlung der ESCCAP:

„Wichtig ist, dafür eine Wurmkur zu wählen, die gegen die vorhandene Wurmart wirkt und speziell für Katzen bestimmt ist. […]
Es gibt Wurmkuren, die nur gegen Rundwürmer oder nur gegen Bandwürmer wirken, manche wirken nur gegen adulte Würmer, andere auch gegen Wurmlarven.
Die Dosierung des Wurmmittels legt er [der Tierarzt] nach dem Gewicht der Katze fest, die Behandlungsdauer der Entwurmung – z. B. einmalig oder an mehreren, aufeinanderfolgenden Tagen – richtet sich nach dem gewählten Präparat und ist ebenfalls genau zu beachten.
[…] In der Regel reicht eine einmalige Wurmkur aus, um einen Wurmbefall zu stoppen, sie bietet jedoch keinen längerfristigen oder vorbeugenden Schutz vor erneutem Wurmbefall. In der Theorie könnte sich Ihre Katze also bereits einen Tag später erneut infizieren.“

(Anmerkung: Meine Hervorhebungen durch Fettdruck.)

Fazit

Auch wenn eine Kotuntersuchung keine 100%ige Sicherheit bieten kann, wird das Risiko durch Sammelkotproben doch deutlich gemindert. Außerdem kann auch durch regelmäßiges Entwurmen ohne vorherige Kotuntersuchung nicht ausgeschlossen werden, dass ein zeitweiliger Wurmbefall vorliegt, wie im folgenden Kapitel ausgeführt werden wird.

Bleibt nicht immer die Möglichkeit bestehen, dass Würmer über Wochen oder Monate unbehandelt bleiben?

Diese Sorge in Bezug auf Kotuntersuchungen wird ja wie aus den bereits gebrachten Zitaten auch von Seiten der ESCCAP artikuliert. Der bekannte (und im Netz gerne zitierte) Tierarzt Ralph Rückert führt hierzu etwas detaillierter aus:

„Das […] Argument, dass eine Wurmkur nicht ohne positiven Wurmbefund Sinn macht, hat einen ganz gravierenden Schwachpunkt […] : Nehmen wir an, […] Katze hat sich am Tag 1 mit den Eiern einer Wurmart infiziert, die eine Präpatenzzeit von 61 Tagen hat […] [und] eine Drei-Tage-Kotprobe untersucht wird, und zwar zufällig von Tag 57, 58 und 59 nach Infektion. Die Kotuntersuchung ist dann negativ, […], eine erneute Untersuchung wird für drei Monate später geplant, […]. Leider beginnt […] zwei Tage danach [die] Ausscheidung infektiöser Wurmstadien, und zwar für das gesamte nächste Vierteljahr, ohne dass es jemand auch nur ahnen würde. Blöd gelaufen! Vergleichen wir damit den ungünstigsten Fall bei einer strategischen Entwurmung: Das Tier wird entwurmt und infiziert sich gleich am nächsten Tag mit der gleichen Art von Wurmeiern. Dann dauert es 61 Tage bis zum Beginn der Ausscheidung. Bleibt noch ein knapper Monat, in dem das Tier infektiös ist, dann setzt die nächste planmäßige Entwurmung dem Ganzen ein Ende. Auch nicht ideal, aber doch entschieden besser!“

Die alternative Überlegung

In den beiden von Dr. Rückert beschriebenen ungünstigsten Szenarien bleibt ein Wurmbefall bei einer falsch negativen Kotuntersuchung fünf Monate unbehandelt, bei einer unnötigen Entwurmung, bei der der Befall unmittelbar nach Gabe der Wurmkur eintritt, drei Monate.

Dies gilt allerdings auch nur, wenn in den besagten fünf Monaten keine Symptome eines Wurmbefalls auftreten/auffallen und daraufhin keine erneute Kotuntersuchung vorgenommen und keine entsprechende Behandlung durchgeführt wird! Fällt hingegen innerhalb der besagten drei Monate auf, dass nun doch ein Wurmbefall vorliegt, muss die Katze außerplanmäßig noch einmal eine Wurmkur schlucken.

Außerdem sind die Präpatenzzeiten (also wenn Würmer vorhanden, aber nicht nachweisbar sind) ja je nach Wurmart deutlich unterschiedlich, wie auf der Seite von Dr. Alexander Flöck sehr schön zusammengefasst zu finden ist:

„Spulwurm:                   bis zu 56 Tage

Hakenwurm:                21 Tage

Fadenwurm:                 9 Tage

Peitschenwurm:           63 Tage

Bandwürmer:               bis zu 70 Tage“

Fazit

Wer sich über diese „schlimmstmöglichen“ Fälle Gedanken macht, sollte zumindest auch bedenken, dass es sich tatsächlich um die ungünstigsten Konstellationen handelt, die statistisch gesehen nicht der Regelfall sein können. Außerdem bleibt auch bei der sogenannten „strategischen“ Entwurmung (ohne vorangehende Kotuntersuchung) immer das Restrisiko bestehen, dass ein Wurmbefall für einige Zeit unbehandelt bleibt. Darüber hinaus besteht hier das Risiko, dem Tier so und so oft völlig unnötig Medikamente gegeben zu haben.

Weitere Hintergründe, warum der Einsatz einer Wurmkur auch ohne vorherige Kotuntersuchung empfohlen wird

Aus einem weiteren von Dr. Rückert gebrachten Argument wird sehr deutlich, welche Überlegungen hier zusammenspielen:

„Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Argument für die strategische Entwurmung, nämlich […] Ihrer Bereitschaft als Tierbesitzer, sich den finanziellen und organisatorischen Aufwand einer fachlich korrekten Kotuntersuchung anzutun, […]. Nach unseren Erfahrungen aus den ersten Praxisjahren erlauben wir uns die Prognose, dass zu wenige Tierbesitzer bereit sind, eine solche Maßnahme mit der nötigen Konsequenz durchzuziehen, um den insgesamten Verwurmungsgrad der Hunde- und Katzenpopulation auf einem für Menschen weitgehend ungefährlichen Niveau zu halten. Das Ende vom Lied wäre eine Zunahme von parasitären Erkrankungen beim Menschen und hierbei besonders bei Kindern. Inakzeptabel!“

Ein paar Sätze weiter betont Dr. Rückert außerdem noch einmal, dass der Fokus hier vorallem auf der Absicherung der Menschen liegt: „Wir können nur Empfehlungen geben, die auf maximale Sicherheit für die Tierhalter-Familie ausgerichtet sind.“

(Anmerkung: Meine Hervorhebungen durch Fettdruck.)

Anmerkungen zum Aufwand

Beim Thema Aufwand gilt es meiner Meinung nach zu differenzieren. Gerade bei reinen Hauskatzen sehe ich keinen großen Aufwand dahinter, an drei Tagen hintereinander (am besten übers Wochenende) den Kot aus den Kisterln aufzusammeln.

Bei Freigängern sieht die Sache natürlich schon etwas anders aus. Verrichten sie ihr Geschäft grundsätzlich nur draußen an Plätzen die Mensch nicht kennt, schaut man durch die Finger. Ob einsperren, bis das Kisterl benutzt wurde da jedes Monat eine gangbare Alternative wäre, ist durchaus fraglich.

Anmerkungen zum finanziellen Aspekt

Kosten der Kotuntersuchung

Das „Kosten-Argument“ hat mich neugierig gemacht, von welchen Preisunterschieden wir hier wirklich reden. Die diesbezüglichen Angaben von Dr. Rückert sind mir nämlich doch zu wenig präzise gewesen… Außerdem: Wer hat schon eine 10-Kilo-Katze? (;

„Nichts wäre besser für unsere Umsätze, als wenn Sie alle sofort auf regelmäßige Kotuntersuchungen umsteigen würden. Eine Entwurmung für 10 kg Körpergewicht kostet im Kleintierbereich je nach verwendetem Produkt irgendwas zwischen sechs und zehn Euro, eine Drei-Tage-Kotuntersuchung inkl. Material und Aufbereitung wird laut Gebührenordnung für unter 25 Euro kaum zu machen sein. Dabei nicht zu vergessen: Sollte ein Wurmbefall nachgewiesen werden, kommt die Entwurmung dann auch noch oben drauf.“

(Anmerkung: Meine Hervorhebungen durch Fettdruck.)

Nun lasse ich Slimmys Kot zwar regelmäßig untersuchen, allerdings gibt es bei uns immer nur umfangreiche Kotuntersuchungen… Daher habe ich mich nun einmal etwas über die Kosten für eine einfache Untersuchung auf Würmer informiert und bin auf deutlich unterschiedliche Preise gestoßen. (Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass die hier in Folge genannten Preise die zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrags aktuellen Preise darstellen und ich nicht garantieren kann, dass sich an ihnen im Laufe der Zeit nichts ändern wird.)

Untersuchung in der Tierarztpraxis

Laut telefonischer Auskunft „unserer“ Tierklinik kostet eine dort vor Ort vorgenommene Kotuntersuchung auf Würmer 36 Euro. Eine allgemeine Angabe für die Kosten einer solchen Untersuchung in einer Tierarztpraxis in Österreich kann ich leider nicht bieten, da es in Österreich seit dem 1. August 2016 keine verbindliche Regelung der Honorarsätze mehr gibt.

In Deutschland dürfen Tierärztinnen/Tierärzte nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) für eine parasitologische Kotuntersuchung „einfacher Ausstrich, incl. Beurteilung“  zwischen 6,41 und 19,23 Euro (1-facher GOT Satz: 6,41; 2-facher GOT-Satz 12,82; 3-facher GOT-Satz 19,23) beziehungsweise für eine parasitologische Kotuntersuchung „Beurteilung nach Anreicherung, z. B. Flotationsverfahren“ zwischen 10,90 und 32,70 Euro verrechnen (1-facher GOT-Satz: 10,90; 2-facher GOT-Satz 21,80; 3-facher GOT-Satz 32,70).

Untersuchung im Labor

Außerdem habe ich mich bei drei Laboren erkundigt, von denen ich weiß, dass man als TierhalterIn auch selbst (ohne „Umweg“ über eine Tierarztpraxis) Kot zur Untersuchung schicken kann und direkt die Resultate bekommt. Beim Tierärztlichen Labor in Freiburg läuft eine solche Kotuntersuchung unter „Kot alle Verfahren“. Dieses kostet 38,32 Euro. Das Institut für Parasitologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover bietet die Untersuchung mit Flotationsverfahren für 9,52 Euro beziehungsweise die Untersuchung mit Sedimentation und Flotation als auch die Kombination der Untersuchungsverfahren Flotation und Auswanderverfahren nach Baermann-Wetzel für 11,90 Euro.  Und schließlich gibt es die Möglichkeit der Kombination der Untersuchungsverfahren Flotation, Sedimentation und Auswanderverfahren nach Baermann-Wetzel für 14,28 Euro. (Die Preisangaben stammen aus dem mir auf Nachfrage zugesandten Leistungsverzeichnis.) An der VetUni Wien kostet die parasitologische Kotuntersuchung (Flotation) 15 Euro.

Ähnliche Preise zeigt uns auch ein Vergleich der Preislisten der Labore der Universitäten Leipzig und Geißen, wonach eine entsprechende Kotuntersuchung bei Katzen um die 10 Euro kostet.

Allerdings muss man, wenn man den Kot selbst an ein Labor schickt, natürlich auch das Porto mit einrechnen. Sammelkotproben dürfen nur als Gefahrgutbrief verschickt werden! Die österreichische Post verschickt einen solchen nur als Einschreiben, dazu kommt 2,40 Euro Gefahrengut-Aufschlag. (Z. B. habe ich für einen Gefahrengutbrief von Österreich nach Deutschland bislang immer 18,90 Euro gezahlt. Innerhalb Österreichs 8,90 Euro.)

Online Anbieter

Der Vollständigkeit halber sei noch eine Variante erwähnt, die ich selbst noch nie ausprobiert habe. Der Anbieter vetevo wirbt damit, nicht nur alle notwendigen Utensilien für das Sammeln und Verschicken der Kotproben bereitzustellen und diese in Laboren untersuchen zu lassen, sondern betont auch, dass der Versand (innerhalb Deutschlands) gratis ist. Die Ergebnisse erfährt man als TierbesitzerIn dann direkt (auf digitalem Wege). Bei einmaliger Lieferung kostet ein Set wohl regulär 29 Euro.

Kosten der Wurmkur

Im Vergleich dazu ist eine Wurmkur billiger. Allerdings gibt es auch hier Preisunterschiede. Diese hängen von verschiedenen Faktoren ab: Welche Wurmkur wird verwendet? Wie viel wiegt die Katze? Kaufe ich kleine oder große Packungen? Hier ein paar Screenshots zu den oben genannten Wurmmitteln (Quelle: medpets.de bzw. – Broadline – parmacy4pets.de):

Panacur

Screenshot Kosten Wurmkur Panacur

Screenshot Dosierung Panacur

Milbemax

Screenshot Kosten Wurmkur Milbemax

Screenshot Dosierung Milbemax

Milprazon

Screenshot Kosten Wurmkur Milprazon

Screenshot Dosierung Milprazon

Broadline

Screenshot Broadline

Fazit zum finanziellen Aspekt

Ja, eine Kotuntersuchung ist teurer als die Wurmkur. Allerdings gibt es bei den Kotuntersuchungen gravierende preisliche Unterschiede. Wenn die Entscheidung für oder wider eine Kotuntersuchung also von den Kosten abhängen soll oder muss, sollte das zumindest bedacht werden. Außerdem, wenn es schon (zentral) um das Geld gehen sollte: Eine eigentlich unnötige Wurmkur ist auch zum Fenster hinaus geworfenes Geld (auf Kosten der Katze, die unnötigerweise Medikamente schlucken musste).

Und was ist mit den Nebenwirkungen einer Wurmkur?

Um noch ein letztes Mal Dr. Rückert zu zitieren:

„Letzten Endes ist das alles Abwägungssache: Was für einen Aufwand bin ich bereit zu treiben? Wieviel will ich dafür ausgeben? Wieviel bin ich bereit zu riskieren, für die eigene oder die Gesundheit meiner Kinder? Wieviel unnötige Entwurmungen will ich demzufolge meinem Haustier zumuten im Laufe seines Lebens? Sind Entwurmungen wirklich so giftig für mein Tier, wie es in dem besprochenen Text angedeutet wird? Wer von Ihnen hat schon einmal Nebenwirkungen einer Entwurmung an seinem Tier beobachtet, die über ein einmaliges Erbrechen oder einen kurzen Durchfall hinausgingen? Warum steigt die statistische Lebenserwartung von Hund und Katze ständig, trotz dieser angeblichen und ständig wiederkehrenden ‚Vergiftung‘ mit Wurmkuren?“

Gegenargumente

Ich für meinen Teil könnte nicht so lapidar darüber hinweggehen, wenn sich solche Nebenwirkungen bei meiner Katze zeigen. Auch „ein einmaliges Erbrechen“ oder ein „kurze[r] Durchfall“ wäre mir zu viel, wenn ich dies meiner Katze völlig unnötig „antue“. Weitere Nebenwirkungen können übrigens auch z. B. Lethargie oder neurologische Symptome (wie Ataxie oder Muskelzittern) sein, bei Spot-ons auch Haarausfall und Hautreizungen.

Nun höre und lese ich immer wieder das Argument, man könne, wenn Nebenwirkungen auftreten, beim nächsten Mal ja immer noch einen anderen Wirkstoff nutzen. Allerdings gibt es auch nicht eine unbegrenzte Auswahl an Wirkstoffen und wer das Pech hat besonders „sensibel“ zu reagieren, dem ist damit möglicherweise auch nicht geholfen.

Dazu muss ich anmerken: Ich bin persönlich vorbelastet. Ich selbst musste mich, als Slimmy Haarwürmer in der Blase hatte, auch entwurmen. Bei dem ersten Präparat durfte ich gleich einmal die Liste der Nebenwirkungen vollständig abhaken. Vom zweiten Mittel ging es mir auch nicht gerade gut. Wenn ich also höre, die Nebenwirkungen wären zu vernachlässigen, steigen in mir ganz andere, unangenehme Erinnerungen auf…

Schließlich denke ich (natürlich) gleich immer auch an kranke Katzen. Einerseits muss man hier natürlich besonders aufpassen, dass ihnen nicht auch noch Würmer zu schaffen machen. Andererseits würde ich gerade einem ohnehin schon kranken Tier erst recht kein eigentlich unnötiges Medikament geben.

Generelles Fazit zum Einsatz von Wurmkuren

Ich persönlich halte die differenzierten Ausführungen der ESCCAP (Deutschland) – mit der Betonung auf die Sinnhaftigkeit von Kotuntersuchungen – für einen guten Leitfaden bei der Überlegung, wie oft man seine Katze entwurmen sollte.

Außerdem scheint es mir wichtig, sich immer auch vor Augen zu halten, dass bei den verschiedenen Empfehlungen und Ausführungen der Fokus nicht immer zentral auf der Gesundheit des Tieres liegt, sondern auch die Sorge um eine potentielle Übertragung auf den Menschen eine wesentliche Rolle spielt.

Und schließlich sollten wir eines nie vergessen: Auch dichtmaschiges, regelmäßiges Entwurmen (ohne vorherige Kotuntersuchung) bietet keine 100%ige Sicherheit, dass nicht auch einmal ein Wurmbefall eine gewisse Zeit lang unbehandelt bleibt. Dafür riskiert man aber, der Katze in unbekannter Häufigkeit völlig unnötig Medikamente zu geben.

 

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