Rohe Leber für Katzen – Gesund oder doch gefährlich?

Leber für Katzen

Wie Ihr vielleicht wisst, lasse ich mich bei der Themenwahl für unseren Blog auch immer wieder mal von Online-Diskussionen inspirieren. Neulich wurde nun in einer Gruppe die Warnung gepostet, dass rohe Leber für Katzen schädlich sei, ja sogar tödlich sein könne. (Laut Aussage der betreffenden Person eine Warnung ihres Tierarztes, wobei dahingestellt sei, ob es sich nicht einfach um ein Missverständnis gehandelt hat.)

Der erste Gedanke dabei ist doch schon: Wäre Leber für Katzen „tödlich“, müssten sie schon lange ausgestorben sein, schließlich wird die Leber bei Beutetieren ja auch (meist) mitgefressen. Aber sehen wir uns einmal näher an, was bei der Fütterung von roher Leber zu beachten ist.

Rohe Leber für Katzen: Die Vorteile

Vorweg, auch aus eigener Erfahrung: Rohe Leber wird zum Teil auch von eigentlichen Frischfleischverweigerern gerne gefressen. Bevor Slimmy diverse Unverträglichkeiten entwickelt hat, war Kalbsleber aus der Bio-Fleischhauerei hier ein beliebtes Leckerlie (und für mich als „eingefleischte“ Vegetarierin jedes Mal eine große Überwindung, eine Fleischhauerei betreten zu müssen ohne beim Anblick der Fleischberge zu ***).

Aber zur (eigentlichen) Sache:

Leber speichert Vitamin A, B2, B12, Niacin und Pantothensäure, sowie wichtige Spurenelemente wie Kupfer und Zink. Vitamin A ist u. a. wesentlich für das Wachstum, die Schleimhäute, das Immunsystem und das Fell. Eine Unterversorgung kann etwa zu Nachtblindheit und Augenerkrankungen führen.

Da Katzen Vitamin A nicht aus in Pflanzen vorliegenden Karotinen umwandeln können, sind sie auf andere Vitamin-A-Quellen angewiesen – und hier eignet sich nun einmal Leber sehr gut. Wie es bei Petra von QUILLFELDT heißt, stellt „die rohe Leber“ für Katzen die „ideale Vitamin-A-Quelle“ dar, „besonders Puten- und Gänseleber“, da diese „sehr reich an diesem Vitamin [sind]“ (S. 44-45). (Alternative Vitamin-A-Quellen sind übrigens beispielsweise Dorschlebertran und Eigelb.)

Rohe Leber für Katzen: Die Gefahren

Vitamin A gehört (wie Vitamin D und Vitamin E) zu den fettlöslichen Vitaminen. Das heißt, anders als wasserlösliche Vitamine werden diese bei einer Überversorgung nicht über den Urin wieder ausgeschieden, sondern im Körper gespeichert.

Zuviel Vitamin A kann nun zu Durchfall führen und eine dauerhafte Überversorgung schließlich u.a. zur Verknöcherung der Halswirbelsäule, zu Knochendeformationen und Leberschäden.

Dass die Leber frisch und von guter Qualität sein muss, versteht sich von selbst. Bei Schweineleber ist, wie immer bei Schweinefleisch, zu bedenken, dass rohes Schweinefleisch das tödliche Aujeszky-Virus enthalten kann. Auch in Ländern, die „Aujeszky-frei“ sind würde ich auf rohes Schweinefleisch verzichten, um auf Nummer Sicher zu gehen. (Danke, liebe Nahrungsindustrie für deine vielen paranoid-machende Skandale.)

Wie viel rohe Leber ist dann ok?

Wie Petra von QUILLFELDT ausführt, sind die Angaben, wie viel Vitamin A eine Katze pro Tag und Kilogramm Körpergewicht braucht deutlich unterschiedlich: Sie schwanken zwischen 100 IE und 700 IE. (S. 45)

Laut (Dr. med. vet.) Natalie DILLITZER darf eine 4 kg schwere Katze pro Woche bedenkenlos 20 g Leber pro Woche fressen. (S. 18) (Dr. med. vet.) Michael Streicher führt an, dass „Innereien wie Leber und Niere […] einmal pro Woche zu 5 % der Fleischration beigemengt werden [können]“. (S. 23)

Fazit

Wie so oft macht die Menge das Gift. Frische Leber zwischendurch ist nicht nur ein oft sehr beliebter Festschmaus, sondern auch ein wichtiger Vitamin-A-Lieferant. Eine Vitamin-A-Überversorgung kann jedoch zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Da Vitamin A nicht einfach über den Urin ausgeschieden werden kann, darf also dem Katzenkörper nicht zu viel Vitamin A zugeführt werden – was generell gilt, nicht nur in Bezug auf die Fütterung von Leber. Ebenso generell gilt, dass bei der Fütterung von rohem Fleisch und Innereien auf Frische und gute Qualität zu achten ist.

Literatur

Natalie DILLITZER, BARF für Katzen. Kleine Tiger gesund ernähren, München 2014.

Josef KAMPHUES u.a., Supplemente zu Vorlesungen und Übungen in der Tierernährung, 11. Auflage, Hannover 2009.

Lena LANDWERTH, Wegweiser Katzenfutter. Artgerechte Nahrung für Stubentiger, Schwarzenbek 2012.

Michael STREICHER, Katzen gesund ernähren. Rundum gut versorgt, 2016.

Petra von QUILLFELDT, Katzen BARFen. Mit Rezepten und ausführlicher Anleitung, Reutlingen 2015.

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