ANI oder CNI? – Nierenprobleme bei Katzen

 

„Meine Katze hat Nierenprobleme“ hört man leider häufig. Aber nicht nur die tatsächlich betroffenen Katzen sind zu bemitleiden, sondern auch jene, bei denen eine solche Diagnose ohne ausreichende Diagnostik gestellt wird. Ich finde es immer wieder erschreckend, wie häufig von Fällen zu hören oder zu lesen ist, in denen Tierärzte eine CNI (chronische Niereninsuffizienz) nur anhand eines Blutbildes und wohl mit Hilfe ihrer Kristallkugel diagnostizieren wollen.

Dabei wäre, gerade bevor entsprechende Medikamente zum Einsatz kommen, zunächst einmal grundsätzlich abzuklären, ob tatsächlich eine CNI oder eine ANI (akute Niereninsuffizienz) vorliegt. Ein guter, knapp zusammengefasster Überblick über die Unterschiede zwischen ANI und CNI findet sich meiner Auffassung nach hier.

Diagnostik

Ergibt eine Blutuntersuchung Hinweise auf Nierenprobleme, sollte unbedingt auf folgende weitere Untersuchungen bestanden werden:

  • Harnuntersuchung (spezifisches Gewicht, Protein-Kreatinin-Quotient, Bakterien und Harnsteine),
  • Ultraschall/Röntgen,
  • Blutdruckmessung (sollte nicht unterschätzt werden, da diverse spezifische Medikamente den Blutdruck senken),
  • (falls noch nicht erfolgt) geriatrisches Blutbild (auch mit Werten zu z.B. Pankreas und Schilddrüse, die häufig nicht automatisch gemessen werden!).

Der oftmals gepriesene SDMA-Test zur Früherkennung von Nierenproblemen ist umstritten.

Aber Achtung: Für eine eindeutige Diagnose kann durchaus längerfristige Beobachtung und die mehrmalige Wiederholung einiger Tests vonnöten sein. Als Slimmy im Sommer 2018 ihren bislang schlimmsten Pankreatitis-Schub hatte, stiegen zunächst die Nierenwerte an, während die Pankreaswerte noch in der Norm waren. Die Tierärztin ging zunächst von einer beginnenden CNI aus. Die weitere Diagnostik konnte jedoch auch nicht gleich ein eindeutiges Ergebnis liefern. Im Ultraschall (von einem spezialisierten Internisten durchgeführt) waren die Nieren völlig unauffällig, jedoch war der Blutdruck grenzwertig erhöht und der Protein-Kreatinin-Quotient gerade an der Grenze. Es wäre also möglich gewesen, dass wir eine CNI wirklich gerade in der allerersten Anfangsphase entdeckt hatten. Es ging Slimmy jedoch zusehends schlechter und kurze Zeit später stieg auch der fPLI (feline pankreasspezifische Lipase) an. Damit war – endlich – klar, dass wir es mit einem akuten Pankreatitis-Schub zu tun hatten. Als dieser überstanden war, sanken auch die Nierenwerte (überraschend) schnell wieder in die Referenz.

Nicht zu vergessen: Nierenwerte können auch durch Zahnprobleme in die Höhe getrieben werden. Hier gilt es gezielt FORL (Feline odontoklastisch resorptive Läsion) auszuschließen! Leider werden mögliche Zahnprobleme immer noch gerne durch einen bloßen Blick ins Mäulchen vermeintlich ausgeschlossen. FORL jedoch beginnt zumeist im Wurzelbereich, sodass lange Zeit keine Veränderungen am sichtbaren Teil des Zahnes erkennbar sind. Die einzige Möglichkeit FORL zu erkennen bzw. auszuschließen stellt ein Dentalröntgen dar!

Warum eine genaue Diagnose so wichtig ist?

Auch wenn es im ersten Moment „nett“ zu sein scheint, wenn eine Tierärztin/ein Tierarzt Dir erklärt, sie/er wolle Dir nur hohe Kosten für weitere, eigentlich unnötige Diagnostik ersparen … letztlich kann eine falsche Diagnose aufgrund unzureichender Diagnostik dem Tier im schlimmsten Fall das Leben kosten! Eine ANI kann durch unterschiedlichste andere Erkrankungen ausgelöst werden, die entsprechend behandelt gehören. Auch spezifische, blutdrucksenkende Medikamente ohne vorherige Abklärung, ob der Blutdruck überhaupt erhöht ist einzusetzen, ist ein Spiel mit dem Feuer!

Nicht zuletzt liegt es im eigenen Interesse zu wissen, ob eine potenziell vollständig reversible ANI vorliegt oder eine unheilbare CNI, gegen die Mensch und Tier bis zum Lebensende des Tieres kämpfen müssen.

Empfehlungen zum Weiterlesen

Die umfassendste, beste mir bekannte online-Quelle um sich im Detail über ANI und CNI, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren ist Tanjas umfassendes Handbuch, das ich an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen kann. Auch wenn man sich am Anfang von der Masse der Informationen erschlagen fühlt, die eingehende Lektüre lohnt sich!

Wer sich zunächst einmal einen schnelleren Überblick verschaffen will, sollte z. B. bei katzen-fieber vorbeischauen. 

 

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6 Antworten auf „ANI oder CNI? – Nierenprobleme bei Katzen“

  1. Mit CNI kennen wir uns (für uns zum Glück) nicht so aus.

    Jedoch unser Sternchen Felix (verst. 2015 mit 16,5 Jahren) hatte in jungen Jahren die Diagnose Struvit bekommen. Unser Frauchen hat das zum Glück gut in den Griff bekommen und er war gut 10 Jahre lang nach der Diagnose struvitfrei 🙂

    Umschnurrer
    Shadow

    1. Hallo Schadow,
      da drücken wir Euch alle Daumen und Pfötchen, dass es so bleibt und Ihr keine Erfahrungen mit CNI sammeln müsst.
      Slimmys Struvit-Neigung haben wir zum Glück mit gezieltem Ansäuern auch sehr gut im Griff – wenigstens eine ihrer Baustellen, die auf die Behandlung gut anspricht. (;

  2. Danke für diesen Beitrag und vor allem für den Hinweis auf die Seite
    „Tanjas umfassendes Handbuch“ https://felinecrf.org/which_foods.htm#ibd.

    Die Seite kenne ich seit einigen Jahren und sie hat mir wirklich geholfen, mich in das Thema einzuarbeiten, als ich die Diagnose CNI für meinen Kater Felix bekam. Gerade heute habe ich wieder in “ Tanjas umfassendes Handbuch“ gelesen, da mein Kater Louis nicht nur Struvit Kristalle hat, eine Harnröhrenverkürzung hinter sich hat und nun auch in der Tierklinik mit CNI diagnostiziert wurde. Ich kann diese Seite wirklich nur jedem ans Herz legen, der sich mit dem Thema befassen will / muss. Es lohnt sich wirklich!

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