In diversen Beiträgen empfehle ich, hochwertiges Katzenfutter zu füttern und in einigen Beiträgen habe ich auch schon versucht, Tipps und Infos zu liefern, worauf es bei einem solchen ankommt bzw. wie man „ordentliches“ Futter erkennt. Dennoch werde ich immer wieder um Futterempfehlungen gebeten bzw. um Auskunft, woran man eigentlich sieht, ob ein Futter gut ist oder nicht. Darum gibt es hier nun (endlich) eine „Checkliste“, in der die verschiedenen Punkte zusammengefasst zu finden sind, an denen man hochwertiges Katzenfutter erkennt.
Inhaltsverzeichnis
Checkliste hochwertiges Katzenfutter
Eines gleich vorab: Meine Ausführungen beziehen sich auf Nassfutter. Dass und warum in meinen Augen Trockenfutter nicht artgerecht ist und auch keinerlei Vorteile (außer praktisch für den Menschen zu sein) hat, habe ich schon anderweitig dargelegt.
Um mich hier nicht häufig ausschweifend wiederholen zu müssen, verlinke ich an diversen Stellen auf bereits vorhandene Beiträge zu den einzelnen Themen, dort könnt Ihr dann bei Interesse die ausführlichen Erklärungen finden.
Möglichst transparente Deklaration
Wer vernünftige Zutaten verwendet, hat keinerlei Anlass, das den Käuferinnen und Käufern nicht zu verraten. Im Gegenteil! Eine geschlossene Deklaration ist immer schon ein guter Grund, ein Futter erst gar nicht zu kaufen, denn um überhaupt beurteilen zu können, ob ein Futter gut oder schlecht ist, muss man ja erst einmal wissen, was da alles drinnen ist.
Das Kleingedruckte zählt
Viel wichtiger als blumige, ausgeschmückte Produktbeschreibungen sind also die Angaben zu der „Zusammensetzung“, den „analytischen Bestandteilen“ und den „ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen“. Denn im „Werbetext“ kann einem viel erzählt werden, bei diesen Angaben hingegen sieht man (bei einer offenen Deklaration) genau, welche Teile von welchem Tier (im Idealfall mit genauen Prozentangaben) wirklich drinnen sind, wie hoch der Rohprotein-, Fett-, Rohasche-, Rohfaseranteil etc. ist und welche Zusatzstoffe (wie z. B. Taurin, Jod, Zink etc.) in welcher Menge zugefügt sind.
Beutetiere als Vorbild
Der Verdauungsapparat von Katzen ist auf Beutetiere wie Mäuse, Vögel und Co. ausgelegt. Hochwertiges Katzenfutter besteht also zum allergrößten Teil aus Fleisch und hochwertigen tierischen Nebenerzeugnissen/Innereien (wie z. B. Magen, Herz, Leber). Aber Achtung: Z. B. ein Futter, das mit 90 % tierischen Anteilen wirbt, ist nicht automatisch besser als eines, auf dem z. B. nur 70 % steht. Hier gilt es zunächst ganz genau zu schauen, ob sich die Angaben auf den Gesamtdoseninhalt (inkl. Kochwasser/Brühe) beziehen oder auf den Doseninhalt exkl. Kochwasser/Brühe! (Um die 25 % Kochwasser/Brühe ist absolut üblich!)
Auch wenn Katzen obligate Carnivoren sind, fressen sie mit der Beute ja z. B. auch Fell oder Federn mit, das heißt, etwa ein bisserl Gemüse (leichtverdauliches wie z. B. Kürbis, Zucchini, Karotten) im Katzenfutter ist nicht nur völlig ok, sondern wird von vielen Katzen sogar für eine ordentliche Verdauung gebraucht (so wie es auch bei uns mit Ballaststoffen einfach besser „flutscht“ ). Warum das beliebte Argument, dass Getreide quasi zur „normalen“ Ernährung von Katzen gehöre, weil sie ja auch den Mageninhalt von Mäusen mitfressen, allerdings ein Schmarrn ist, habe ich schon einmal im oben verlinkten Beitrag ausführlich erläutert. Z. B. auf katzen-fieber findet Ihr auch gut erklärt, warum Katzen auch keinen Zucker brauchen – und warum er dann überhaupt von einigen Herstellern ins Futter gemischt wird.
Alleinfutter
Wichtig ist auch, dass das Futter als Alleinfutter deklariert ist. Ergänzungsfutter ist, wie der Name schon sagt, nur als Ergänzung zum normalen Futter gedacht und nicht dazu geeignet, den Nährstoffbedarf der Katze komplett abzudecken.
Hochwertiges Katzenfutter – Über die Basics hinaus
Hochwertiges Katzenfutter besteht also aus Fleisch, hochwertigen tierischen Nebenerzeugnissen/Innereien, ein paar Ballaststoffen und Kochwasser/Brühe. Dabei ist möglichst genau aufgeschlüsselt, wie viele Prozent von was enthalten sind. Neben diesen „Basics“ gibt es aber auch noch andere Komponenten, die gerade auch bei online-Diskussionen ins Rennen geworfen werden, wenn es darum geht, wie gut ein Futter tatsächlich ist.
Rohascheanteil
Z. B. lese ich immer wieder, dass der Rohascheanteil als Kriterium für hochwertiges Futter angeführt wird. Warum man die Qualität des Futters aber nicht so einfach am Rohascheanteil ablesen kann, findet Ihr bei Haustiger sehr gut erklärt.
Jodanteil
Unter den Spurenelementen ist sicherlich keines so umstritten wie der Jodanteil, den ein Katzenfutter haben soll bzw. muss. Denn einerseits ist Jod unverzichtbar für die Bildung der Schilddrüsenhormone (T3 und T4), andererseits stehen Jodmangel bzw. eine Überversorgung auch in Verdacht, eine Schilddrüsenunterfunktion bzw. – die bei Katzen sehr viel häufiger vorkommende – Schilddrüsenüberfunktion begünstigen zu können. Allerdings sind die genauen Auslöser für diese Erkrankung noch nicht abschließend geklärt. Ebenso finden sich unterschiedliche Empfehlungen, wie viel Jod im Katzenfutter vorhanden sein soll, wie Miriam von katzen-fieber schon einmal toll zusammengefasst hat. Außerdem darf man natürlich nicht vergessen, dass der Jodgehalt sich ja nicht nur aus dem extra zugefügten Jod zusammensetzt, sondern aus diesem plus dem schon in den Futterbestandteilen enthaltenem (z. B. Meerestiere und Seealgen sind besonders jodreich).
Kalzium-Phosphor-Verhältnis
Während – naturgemäß – besonders Halterinnen und Halter von Katzen mit Schilddrüsenerkrankungen besonders auf den Jodgehalt achten, ist das Personal von Katzen, die schon einmal mit Harnkristallen zu kämpfen hatten, oft besonders auf das „richtige“ Kalzium-Phosphor-Verhältnis aus. Wie aber bereits in meinem Beitrag zu Struvit erläutert, gibt es auch hier zig Angaben zum „idealen“ Verhältnis und nicht zuletzt spielt auch der pH-Wert eine wesentliche Rolle, ob es überhaupt zur Harnsteinbildung kommen kann.
Bindemittel
Bindemittel haben generell keinen besonders guten Ruf, auch wenn in vielen Fällen noch gar nicht genau untersucht wurde, ob und wie genau sie sich auf den Organismus auswirken können. Gerade weil (immer mehr) KatzenhalterInnen auf diesen Aspekt achten, wird auch gerne damit geworben, dass ein Futter frei von „synthetischen Bindemitteln“ ist. Aber Achtung, das heißt noch lange nicht, dass gar keine Bindemittel drinnen sind, denn es gibt ja auch natürliche wie z. B. Johannisbrotmehl, Cassia Gum oder Agar Agar. Von diesen drei Beispielen ist übrigens nur Cassia Gum deklarationspflichtig, die anderen beiden nicht. Nur weil also auf einer Dose nichts von einem Bindemittel steht, heißt das nicht zwangsläufig, dass da wirklich gar keines drinnen ist. Interessant ist hierzu beispielsweise, was die Hersteller von Om Nom Nom zum (oftmals auch „versteckten“ Einsatz) von Bindemitteln und bezüglich ihres Wechsels von Cassia Gum zu Johannisbrotmehl im verlinkten Beitrag erzählen. (Das sollte man auch immer im Hinterkopf behalten, bevor man sich blind auf diverse online kursierenden Listen von vermeintlich Bindemittel-freien Katzenfuttersorten verlässt, auf denen oftmals Sorten/Marken stehen, die sehr wohl Bindemittel enthalten, nur halt welche, die nicht deklarationspflichtig sind und daher nicht immer angegeben werden!)
E-Nummern
Auch E-Nummern haben einen denkbar schlechten Ruf, aber Achtung, nicht hinter jeder E-Nummer steckt irgendetwas „Furchtbares“, das man nicht im Essen bzw. im Futter haben will. Z. B. haben auch Eisen, Jod, Kupfer, Mangan, Zink etc. etc. E-Nummern. Idealerweise führen die Hersteller aber nicht (nur) die E-Nummern an, sodass wir als Kundschaft dann nicht erst lange googeln müssen, um dahinterzukommen, ob hinter der jeweiligen E-Nummer etwas Problematisches steckt oder nicht.
Zwei Beispiele zum Vergleich
Sehen wir uns zum Schluss noch zwei von Slimmys Lieblingssorten im unmittelbaren Vergleich an:
Sandras Schmankerl Kaninchenragout
Hier heißt es zunächst: „Selbstverständlich enthält Sandras Kaninchenragout weder Konservierungsstoffe, noch Zucker, synthetische Bindemittel, Farb- oder Lockstoffe und enthält nur Fleisch höchster Qualität!“
Zusammensetzung:
99,76 % Kaninchen (davon 70 % Kaninchenfleisch, 20 % Kaninchenleber, 10 % Kaninchenherzen), 0,14 % Mineralstoffe, 0,1 % Katzenminze
Zusatzstoffe je kg – Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Taurin 1.500 mg, Vitamin D3 150 IE, Eisen(II)-sulfat-Monohydrat 27 mg, Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat 2 mg, Mangan(II)-oxid 2 mg, Zinksulfat, Monohydrat 25,02 mg, Kalziumjodat, wasserfrei 0,45 mg, Natriumselenit 0,12 mg.
Analytische Bestandteile:
11,2 % Rohprotein, 5,4 % Rohfette, 0,4 % Rohfaser, 1,5 % Rohasche, 79,9 % Feuchtigkeit, 0,24 % Calcium, 0,20 % Phosphor.
Technologischer Zusatz:
Johannisbrotkernmehl
Ich halte Sandras Schmankerl für ein gutes Futter, nona, sonst würde ich es Slimmy ja auch gar nicht kaufen. Trotzdem sieht man auch hier, dass frei von „synthetischen Bindemitteln“ eben nicht heißt, dass gar keine Bindemittel (hier eben Johannisbrotkernmehl) drinnen ist.
Mjamjam Pferd mit Kürbis
Zusammensetzung:
Pferdefleisch, –leber, –lunge, –herz, –magen (62,5 %), Fleischbrühe (28 %), Kürbis (8,5 %), Mineralstoffe (1 %)
Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe je kg:
Vitamin D3: 200 IE, Vitamin E: 50,0 mg, Taurin: 1500 mg, Jod als Calciumjodat (wasserfrei): 0,2 mg, Mangan (als Mangan-(II)-Sulfat): 2,0 mg, Zink (als Zinksulfat, Monohydrat): 20,0 mg.
Analytische Bestandteile:
11,0 % Rohprotein, 5,5 % Fettgehalt, 2,0 % Rohasche, 0,4 % Rohfaser, 80,0 % Feuchtigkeit, 0,30 % Calcium, 0,25 % Phosphor, 0,15 % Kalium, 0,12 % Natrium
Alleine schon vom Aussehen ausgehend (eben kein in Wasser schwimmender Fleischklumpen, wie im oben zitierten Beitrag von Om Nom Nom so schön beschrieben), darf man wohl getrost davon ausgehen, dass auch hier irgendein Bindemittel enthalten ist. Halt irgendeines, dass sie nicht deklarieren müssen und es deswegen eben auch nicht tun. Dafür gibt Mjamjam den Brühegehalt an, der wiederum bei Sandras Schmankerl nicht aufgeführt ist, sodass es auf den ersten Blick so aussehen könnte, als ob dort wesentlich mehr Fleisch drinnen sei….
Fazit
Ein „perfektes“ (Fertig)Katzenfutter ist in etwa so wie die Eierlegendewollmilchsau. Wer ganz nach den (eigenen) Idealvorstellungen füttern will, wird um das BARFen nicht drum herumkommen (was man aber auch erst einmal richtig können muss). Ansonsten ist es wohl immer noch am sinnvollsten, mehrere möglichst hochwertige Marken im Wechsel zu füttern und dabei darauf zu achten, dass sie sich gegenseitig möglichst gut „ausgleichen“ (also z. B. eine Marke mit etwas mehr und eine mit etwas weniger Jodanteil etc.). Um sie überhaupt vergleichen zu können, ist es wichtig, auf eine vernünftige Deklaration zu achten, wobei die oben gebrachten Beispiele hoffentlich verdeutlicht haben, dass man auch bei einer ordentlichen Deklaration meist nicht völlig darum herum kommt, selbst ein bisserl mitzudenken. (;